Auslandsinvestitionen in Indiens wachsender Biotechnologie-Industrie

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Der Wert von Indiens Biotechnologieindustrie wächst exponentiell: Die Bio-Wirtschaft des Landes wuchs von USD 530 Mio. (Euro 491 Mio.) im Jahr 2003 auf USD 4,3 Mrd.(Euro 3,98 Mrd.) im Jahr 2013. Infolgedessen hat Indien nun die drittgrößte Biotech-Industrie in der Asien-Pazifik-Region und die meisten US-FDA zugelassenen Pflanzen nach den USA. Mit starker Unterstützung der indischen Regierung wird erwartet, dass die Branche bei einer durchschnittlichen Wachstumsrate von rund 30 % pro Jahr wachsen und bis zum Jahr 2025 einen Wert von USD 100 Mrd. (Euro 92,6 Mrd.) erreichen wird.

Stärken der indischen Biotechnologie-Industrie

Eine der wichtigsten Stärken der indischen Biotech-Branche ist die große Vereinigung von Wissenschaftlern und Ingenieuren, die eine starke technische Basis bilden. Dies liegt an Indiens Ausbildungsschwerpunkten Mathematik und Wissenschaften, welche von den Regierungen auf Landes- und Bundesebene gefördert werden.

Um ihr Humankapital zu stärken, unterstützt die indische Regierung die Ausbildung in Bereichen wie der Biotechnologie. Zum Beispiel wurde das UNESCO-Regionalzentrum für Biotechnologie im Jahr 2009 eröffnet, nachdem Indien und die UNESCO eine Absichtserklärung unterzeichnet hatten, eine Plattform für Biotechnologiebildung, -ausbildung und -forschung an der Schnittstelle der verschiedenen Disziplinen zu errichten. Das Zentrum wird nun als „Kategorie II Center“ angesehen, welches an den „Grundsätzen und Leitlinien für die Errichtung und Wirkung von UNESCO Instituten und Zentren“ festhält.

Mit dem Ziel klinische Studien auszulagern, haben ausländische Investitionen viel zu der indischen Biotechnologie-Industrie beigetragen. Indien ist neben den USA, Großbritannien, China, Kanada und Südkorea eines der einzigen Länder, welches das menschliche Erbgut eigenständig erfolgreich dekodiert hat. Innerhalb dieses Bereichs ist Indien besonders stark, bei der Verwaltung klinischer Daten, der Wirkstoffforschung und einer kostengünstigen Fertigung.

Indiens kostengünstige Fertigung hat zu einer großen Produktion billiger Impfstoffe geführt – es ist heute der weltweit größte Hersteller rekombinanter Hepatitis B-Impfstoffe. In jüngerer Zeit wurde ein Rotavirus-Impfstoff produziert, der ca. USD 1 (Euro 0,92) pro Dosis kosten wird und somit der kostengünstigste verfügbare Impfstoff der Welt ist. Dabei trugen sowohl eine kostengünstige Fertigung als auch Innovationen zum niedrigen Preis bei.

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Einige der am meist geförderten Initiativen der Regierung, ausländische biotechnologische Investitionen anzuziehen, haben ihren Ursprung im neuen Haushaltsplan 2014-15. Hierin enthalten ist eine Dienstleistungssteuerbefreiung für Dienstleistungen, wie das Betreiben biomedizinischer Abfallaufbereitungsanlagen oder klinischer Einrichtungen. Darüber hinaus sind aus öffentlichen Mitteln finanzierte Forschungseinrichtungen nun in der Lage, den gezahlten Zoll für importierte wissenschaftlich-technische Geräte zurückerstattet zu bekommen.

Weitere Anreize des Haushaltsplans, die die Biotechnologie-Investitionen anziehen sollen:

  • Erhöhung der Abschreibungen auf Maschinen und Anlagen von 25 auf 40 Prozent
  • Befreiung von Zoll und Verbrauchsteuer auf Waren, die zu anerkannten wissenschaftlichen und industriellen Marktforschungsorganisationen (Scientific & Industrial Research Organisations – SIRO) exportiert werden
  • Eine dreijährige Verbrauchsteuerbefreiung auf patentierte Produkte
  • Spezielle Steuervergünstigungen für gemeinsame Forschungs- und Entwicklungsprojekte
  • Erstellung eines Risikokapitalfonds, welcher kleine und mittlere Unternehmen unterstützt

 

Herausforderungen der indischen Biotechnologie-Industrie

Trotz seines starken technisch-wissenschaftlichen Talents haben sich indische Forschungsinstitute traditionell eher auf theoretische anstatt auf industrielle Forschung konzentriert. Somit fehlt ein Bindeglied zwischen Forschung und Vermarktung, was zu weniger verkauften Produkten in nationalen und internationalen Märkten führt. Ausländische Länder können durch das Einbringen ihrer wissenschaftlichen Kompetenz unterstützend wirken und können mit Startkapital für Entwicklungszentren dazu beitragen, neue Innovationen zu entwickeln.

Ein weiteres indisches Problem sind die zu strengen Regelungen für geistiges Eigentum, welche limitieren, was sich überhaupt patentieren lässt. Die indische Regierung ist oft abgeneigt, Patente großen westlichen Pharmaunternehmen zuzusprechen. Beamte zogen kürzlich den Patentschutz für ein Emphysem Medikament der deutschen Boehringer Ingelheim GmbH zurück. Schlechter Patentschutz wirkt sich auch auf kleinere Biotechnologie-Unternehmen aus, weil es für sie schwierig ist, ihre Produkte in Indien zu verkaufen.

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Fazit

Trotz der Herausforderungen, die in der indischen Biotechnologie-Industrie existieren, hat die Regierung die Initiative gezeigt, die Industrie innovativer, effizienter und einfacher für ausländische Unternehmen zu gestalten. Anfang diesen Monats wurde ein Regelwerk mit dem Namen „National Biotechnology Development Strategy 2“ von der Abteilung für Biotechnologie des Ministeriums für Wissenschaft und Technologie ausgearbeitet. Gelingt dessen Umsetzung, kann Indiens Ordnung für geistiges Eigentum verbessert sowie Forschungsprioritäten, Ressourcen und Einrichtungen umstrukturiert und besser an den Markt angepasst werden.

 

 

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