Corporate Social Responsibility in Indien

Posted by Written by Christopher Liptau Reading Time: 4 minutes

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Indien ist das erste Land weltweit, das im April 2014 die soziale Verantwortung der Unternehmen (die „corporate social responsibility, CSR“) verpflichtend einführte. Unternehmen können ihre Profite im Rahmen der CSR in Feldern wie Erziehung, Armutsbekämpfung, Gleichberechtigung oder Hungersbekämpfung investieren.

Die Gesetzeserweiterung des Companies Act von 2013 schrieb fest, dass alle Unternehmen mit einem Vermögen von INR 500 crore (USD 70 Millionen) oder mehr, oder mit einem Jahresumsatz von INR 1000 crore (USD 140 Millionen) oder mehr, oder einem Nettogewinn von INR 5 crore (USD 699,125) oder mehr, 2% des durchschnittlichen Jahresgewinns von drei Jahren für CSR Maßnahmen ausgeben müssen.

Vor der Gesetzeseinführung waren CSR Maßnahmen für Firmen freiwillig, aber die CSR Maßnahmen mussten vor Anteilseignern offengelegt werden. CSR Maßnahmen umfassen zum Beispiel:

  • Projekte für Aktivitäten, die im Companies Act festgelegt sind; oder
  • Projekte für Aktivitäten vom Firmenvorstand, die vom CSR Kommittee empfohlen wurden, falls diese Projekte im Companies Act aufgeführt sind.

Unternehmen sollten sich bewusst sein, dass Ausgaben für CSR Projekte nicht vom zu versteuernden Einkommen abziehbar sind. Die Regierung erwägt eine Überprüfung dieser Vorgabe und auch von anderen Vorgaben im neuen Companies Act von 2019.

CSR Änderungen durch den Companies Act 2019

Bis jetzt, falls ein Unternehmen innerhalb eines Jahres nicht alle für CSR vorgesehenen Mittel ausgeben konnte, dann konnte es den Betrag in das nächste Kalenderjahr übertragen und zusammen mit den neuen Mittel verwenden.

Die CSR Änderungen im neuen Gesetz verpflichten Unternehmen nun, innerhalb des Jahres die nicht verwendeten CSR Mittel in einen in Teil VII des Gesetzes  definierten Fonds einzuzahlen. Der Betrag muß innerhalb von drei Jahren nach der Einzahlung verwendet werden.

Das neue Gesetz sieht finanzielle Strafen und Haftstrafen vor, falls die Vorgaben nicht eingehalten werden. Die Strafen reichen von INR 50.000 (USD 700) bis INR 25 lakh (USD 35.000) und die verantwortlichen Personen können bis zu drei Jahre in Haft kommen oder müssen eine Strafe von INR 5 lakh (USD 7.023) bezahlen. Oder auch beides zusammen.

Die indische Regierung überprüft diese Regeln zurzeit, nachdem sich Industrievertreter kritisch über die harten Vorgaben und mögliche Haftstrafen geäußert haben.

Die Methodologie der CSR

CSR ist eine Möglichkeit, um den sozialen Einfluss und soziale Verantwortung eines Unternehmens zu messen. Es werden in der Regel folgende Aspekte einer Firma untersucht:

  • Kunden;
  • Zulieferer;
  • Umwelt;
  • Soziales Umfeld; und,
  • Mitarbeiter.

Die effektivsten CSR Pläne stellen sicher, dass eine Organisation den gesetzlichen Vorgaben folgt und die Investments den benachteiligten Bevölkerungsgruppen oder der Umwelt zugutekommen. CSR sollte nachhaltig sein und Aktivitäten einschließen, durch die die Geschäfte eines Unternehmens nicht nachteilig beinflusst werden.

Organisationen in Indien waren sehr vorsichtig in der Einführung von CSR Initiativen und der Integrierung in den Geschäftsablauf.

Mit der Zeit hat sich die Ansicht in Indiens Geschäftswelt durchgesetzt, dass ein Unternehmen neben eigenem Wachstum auch die soziale Verantwortung und nachhaltige gesellschaftliche Entwicklung unterstützen muss.

Unternehmen haben inzwischen eigene Abteilungen und Teams, die sich um CSR Programme, Strategien und deren Umsetzung kümmern. Oftmals haben diese Abteilungen ein eigenes Budget für ihre Aufgaben.

CSR Trends in Indien

Seit der Einführung der verpflichtenden CSR Zahlungen im Jahr 2014 stiegen die Ausgaben für CSR stark an. 2018 haben Unternehmen 47% mehr ausgegeben als 2014-15. Die gesamten Ausgaben beliefen sich auf INR 7.536 crore (USD 1 Milliarde).

Börsennotierte Unternehmen in Indien gaben INR 10.000 crore (USD 1,4 Milliarden) für verschiedene Programme aus, von Bildungsmaßnahmen, Weiterbildung, Sozialprogrammen, Gesundheitsprogrammen bis zum Umweltschutz. Auch der Prime Minister’s Relief Fund verzeichnete einen Zuwachs von 139% bei den CSR Zuwendungen.

Der Bildungssektor erhielt den größten Anteil der Zahlungen (38% der Gesamtsumme), gefolgt von Essens-, Armutsbekämpfungs- und Gesundheitsprogrammen (25%), Umweltschutzprogrammen (12%) und Programmen für ländliche Entwicklung (11%). Zuwendungen für technische Entwicklung, Sport, Militär und Gleichberechtigung erhielten allerdings weniger Ausgaben.

Wenn man die neuen CSR Regeln mit in Betracht zieht, dann wird geschätzt, dass sich im Finanzjahr 2019-20 zwischen 97% und 98% der Unternehmen an die CSR Vorgaben halten.

Beispiele für CSR in Indien

Tata Gruppe

Die Tata Gruppe führt in Indien verschiedene CSR Projekte durch, von denen die meisten im gesellschaftlichen Bereich und in der Armutsbekämpfung sind. Durch Selbsthilfegruppen werden besonders Frauen unterstützt, Einkommen generiert, die ländliche Entwicklung vorangetrieben und andere soziale Programme entwickelt. Im Bildungssektor bietet die Tata Gruppe Stipendien und anderwärtige Unterstützung an.

Die Gruppe engagiert sich im Gesundheitssektor, bei der Bildung für Kinder, Impfungen und Anti-AIDS Kampagnen. Andere Initiativen finden sich im Bereich der Landwirtschaft, Umweltschutz, Sportstipendien oder Infrastrukturprojekten, wie Krankenhäuser, Forschungszentren, Bildungseinrichtungen oder Kulturzentren, wieder.

Ultratech Zement

Ultratech Zement, ist Indiens größter Zementhersteller und engagiert sich in 407 Dörfern in Indien mit dem Ziel der Selbstbestimmung und nachhaltiger Entwicklung. Die CSR Aktivitäten sind besonders im Gesundheitssektor, Familienunterstützung, Bildung, Infrastruktur, Umweltschutz und sozialer Entwicklung zu finden.

Die Firma hat Impfkampagnen, Reinigungskampagnen, Umwelthilfen, Wassersparprogramme und die ökologische Landwirtschaft unterstützt.

Mahindra & Mahindra

Der Indische Autohersteller Mahindra & Mahindra (M&M) hat schon 1954 den K.C. Mahindra Bildungsfonds ins Leben gerufen, gefolgt von der Mahindra Stiftung 1969 mit dem Ziel der Bildungsförderung. Die Firma unterstützt hauptsächlich Bildungsprogramme für wirtschaftlich und sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen.

Die CSR Programme fördern Stipendien und Fördergelder, Gesundheitsprogramme im ländlichen Raum, Wassersparpläne und Nothilfeprogramme. M&M führt Programme wie Nanhi Kali für Bildung von Mädchen, Mahindra Pride Schulen zur Berufsausbildung und Lifeline Express zur Gesundheitsvorsorge im ländlichen Raum durch.

ITC Gruppe

Die ITC Gruppe, ein Konglomerat von Firmen in Bereichen wie Hotels, FMCG, Landwirtschaft, IT, Verpackungsindustrie hat ihre CSR Aktivitäten darauf ausgerichtet, nachhaltig die Lebensbedingungen und die Umwelt zu verbessern. Die Gruppe hat durch ihre Programme das Leben von mehr als sechs Millionen Menschen positiv beeinflusst.

Das e-Choupal Program, das Bauern in ländlichen Gebieten mit dem Internet verbinden soll, um ihre Produkte besser verkaufen zu können, hat 40.000 Dörfer und über vier Millionen Bauern erreicht. Das Sozialprogramm und Aufforstungsprogram hilft Menschen, unfruchtbares Land in Forstplantagen umzuwandeln. Soziale Programme und Mikrokreditaktionen haben ein Einkommen für 40.000 Frauen auf dem Land geschaffen.

Anmerkung der Redaktion: Der Artikel erschien zuerst um Juli 2012, wurde aber aus gegebenem Anlass am 22. August 2019 neu bearbeitet und veröffentlicht.

 

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